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Infoblatt Nationalpark Kellerwald-Edersee


Überblick zum Nationalpark

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Naturraum und Ökosystem

Einst waren große Gebiete Europas von ausgedehnten (Rot-)Buchenwäldern bedeckt. Aber bereits seit der Zeit von Karl des Großen (9. Jahrhundert n. Chr.) wurden die "Urwälder Mitteleuropas" zunehmend gerodet und in Acker- und Siedlungsland umgewandelt. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Holz sprunghaft an. So wurden viele Wälder entweder ganz gerodet oder in schnellwachsende Nadelforste umgewandelt. Heute sind nur noch wenige Waldflächen mit den ursprünglichen Rotbuchen erhalten. Derzeit sind ungefähr 10 % der Gesamtwaldfläche in Europa Buchenwälder, wobei die verbliebenen Wälder inselhaft in ganz Europa verstreut liegen. Einer der größten unzerteilten Buchenwälder in Deutschland befindet sich im Norden Hessens. Deshalb wurde ein Teilgebiet des seit Juni 2001 bestehenden Naturparks Kellerwald-Edersee in den Status eines Nationalparks umgewidmet. Offiziell eröffnet wurde der Nationalpark Kellerwald-Edersee am 25. Mai 2004.
Der Nationalpark befindet sich im Kellerwald, welches ein Mittelgebirge am Südrand des Edersees ist. Als Ökosysteme haben sich nicht nur die sog. Hainsimsen-Buchenwälder etabliert, sondern auch Bachtäler, Schluchtwälder, Trockenwälder und extreme Felsstandorte prägen den Naturraum. Die heutige Ursprünglichkeit verdankt der Nationalpark dem einstigen Status als fürstliches Hofjagdgebiet. Das Gebiet wurde um 1900 zum Schutz vor Wildschäden eingezäunt und später mehrmals erweitert. Aufgrund der Funktion als Wildschutzgebiet wurde die Holzwirtschaft im Interesse der Jagd vernachlässigt. Dadurch wurden nur wenig standortfremde Hölzer angepflanzt. Mit Ausweisung als Nationalpark sollen die einzigartigen Buchenwälder geschützt bzw. in ihrer Ursprünglichkeit wiederhergestellt werden.


Fauna und Flora

Charakteristisch für den Nationalpark sind die urwaldartigen Hainsimsen-Buchenwälder. Die Hainsimse ist eine Grasart und Anzeiger für saure Böden. Floristische Besonderheiten sind Orchideen, Arnika, Fingerhut, Seidelbast und die im Kellerwald noch in größeren natürlichen Beständen vorkommende Pfingstnelke. Als Vertreter der Großsäuger fühlen sich Rot-, Dam-, Muffel-, Reh- und Schwarzwild sowie die Wildkatze im Schutzgebiet heimisch. Das ehemalige Wildschutzgebiet ist berühmt für seine alljährliche Rotwildbrunft. Weiterhin können noch Arten wie Schwarzstorch, Kolkrabe, Grauspecht, Schwarzmilan und Uhu beobachtet werden. Noch weitgehend unerforscht ist die Kleinlebewelt. Typische Vertreter der Amphibien und Reptilien sind Feuersalamander, Geburtshelferkröte und Schlingnatter. Aufgrund des außergewöhnlich hohen Totholzanteils im Nationalpark sind auch seltene Insektenarten als charakteristische Totholzbewohner aufzufinden.


Nutzung

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee ist noch im Aufbau begriffen, denn ein Nationalpark kann nicht von heute auf morgen ausgewiesen werden. Dazu gehört eine umfangreiche Planungsarbeit, die etliche Aufgaben und Ziele beinhaltet. So müssen nicht nur die Nationalparkverordnung und die Leitbilder erstellt werden, sondern auch Forschung, Tourismus und Marketing in gewisse Bahnen gelenkt werden. Die erforderlichen Umweltkonzepte für die Ausgestaltung des Lebensraumes können nur langfristig umgesetzt werden. Hauptziel ist es, die Natur sich wieder selbst zu überlassen und dafür braucht sie viel Zeit. Eine Nutzung des Nationalparks Kellerwald-Edersee soll in einem engen Rahmen dennoch möglich sein. Öffentlichkeitsarbeit und Bildung sind weitere wichtige Aufgaben. Deswegen wurden mehrere Besuchereinrichtungen installiert, die über die wichtigsten Ziele und Aufgaben des Nationalparks informieren sollen. Das bestehende Wegenetz soll verändert werden. Einzelne Wege werden für die Besucher gesperrt und andere z. T. verlegt bzw. neu errichtet. Damit sollen die Gäste an sensiblen Stellen vorbeigeführt werden und trotzdem interessante kulturhistorische, naturkundliche sowie erlebnisreiche Orte zugänglich bleiben. Mehrere Erlebnispfade sind bereits eingerichtet worden, darüber hinaus befindet sich ein Urwalderlebnissteig in Planung. Pflegemaßnahmen sind nur noch stark eingeschränkt statthaft, so dürfen beispielsweise Freiflächen gemäht werden.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004/2010
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 26.04.2010
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